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Montag, 14.03.2022 09:23 Uhr | Stefan Schniedertöns

"Wir werden jetzt weiter fokussiert arbeiten" - Interview mit Sebastian Wickl

Sebastian Wickl fand im Januar 2021 den Weg an den Bocholter Hünting. Zuerst wegen Corona und einer Verletzung zurückgeworfen, ist er jetzt der feste Rückhalt im Kasten des FCB. Wir haben uns mit dem 31-Jährigen zum Interview getroffen.

Oft hört man, dass Torhüter immer etwas verrückt sein müssen, um sich freiwillig ins Tor zu stellen. Wie ist es bei dir dazu gekommen? Wolltest du schon immer Torwart sein?
Sebastian Wickl: „Bis ich zehn oder elf Jahre alt war, war ich Stürmer oder Außenbahnspieler. Ich bin tatsächlich dann erst ins Tor gegangen. Wie das halt bei jungen Spielern so ist, die alle mal im Tor stehen wollten, war ich dann irgendwann an der Reihe und das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich da dann auch geblieben bin. Zwei Jahre später kam dann auch der Wechsel zur U13 des MSV Duisburg. Da hat dann alles seinen Weg genommen.“

Anfang 2021 hast du den Weg von den Sportfreunden Baumberg an den Bocholter Hünting gefunden. Wie würdest du dein erstes Jahr in Bocholt bewerten?
Sebastian Wickl: „Das Jahr fing wegen Corona sehr turbulent an. Bis zum ersten Training auf dem Platz hat es dann ja doch etwas gedauert, auch wenn es schon Zoom-Einheiten gab. Im ersten Training habe ich mich dann auch verletzt. Das war schon sehr unglücklich. Jetzt im Nachhinein würde ich aber schon fast sagen, dass es zum Glück schon da passiert ist und nicht später kurz vor Saisonstart. So konnte ich mich pünktlich zum ersten Spieltag wieder fit melden und hab alles dafür gegeben, dass ich dann wieder einsatzbereit bin und spielen konnte. Das hat dann super gepasst. Der Start war dann durchweg positiv mit ein paar Ausreißern gegen Kleve und Velbert, wo man eigentlich hätte gewinnen müssen aufgrund der vielen Chancen, die wir hatten. Insgesamt spielen wir aber eine gute Saison.“

Du sprichst deine Verletzung bereits an. Du hattest damit in deiner Laufbahn immer wieder zu kämpfen, kannst nun aber seit einigen Monaten konstant deine Leistungen abrufen. Würdest du sagen, dass du wieder bei deinen vollen 100 Prozent angekommen bist?
Sebastian Wickl: „Ich bin zum Glück von größeren Verletzungen verschont geblieben, bis zur Miniskusverletzung im vergangenen Jahr. Klar hat man als Fußballer immer mal wieder mit Verletzungen wie einem Außenbandriss zu kämpfen. Bisher bin ich ansonsten aber eher verschont geblieben. Am Anfang hat sich die fehlende Spielpraxis, auch aufgrund von Corona, natürlich bemerkbar gemacht. Bei Torhütern fällt das immer nochmal mehr ins Gewicht, weil die Abläufe nach acht, neun Monaten Pause nicht mehr vorhanden sind. Ich selber merke, dass ich jetzt langsam wieder dahin komme, wo ich war und wo ich hingehöre. Das macht mir Mut und da bin ich mit der Entwicklung definitiv zufrieden.“

Dennoch ist es jetzt so, dass wir es wieder in der eigenen Hand haben, da es ja noch das direkte Duell mit Velbert gibt. Von daher sind wir jetzt in einer besseren Position, als wir es noch vor einer Woche waren.

Sebastian Wickl

Eine zusätzliche Schlagzeile hat am Wochenende den Sieg des FCB in Schonnebeck bestimmt: Hiesfeld konnte Velbert die erste Niederlage zufügen. Wie wurde das im Team wahrgenommen?
Sebastian Wickl: „Natürlich haben wir das Spiel auf der Rückfahrt im Bus verfolgt, Velbert hatte ja erst eine Stunde später angestoßen. Man würde jetzt lügen, wenn man sagt, dass würde einen nicht interessieren. Hier geht es um die Tabellenführung, auch wenn Velbert noch ein Spiel mehr hat. Das ist uns natürlich bewusst. Dennoch ist es jetzt so, dass wir es wieder in der eigenen Hand haben, da es ja noch das direkte Duell mit Velbert gibt. Von daher sind wir jetzt in einer besseren Position, als wir es noch vor einer Woche waren. Aber auch wenn uns das jetzt sehr gefreut hat, es gibt noch sehr viele Spiele. Beide Teams werden noch Höhen und Tiefen haben. Am Ende war es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber die Saison ist noch lang. Wir werden jetzt weiter fokussiert arbeiten und schauen, was am Ende dabei herumkommt.“

Du hast selbst für ein Jahr bei der SSVg Velbert das Tor gehütet. Sorgt das noch einmal für eine weitere Portion Ehrgeiz im Titelrennen?
Sebastian Wickl: „Das war nach der Regionalliga beim WSV eine Entscheidung, die ich getroffen habe, weil ich mein Augenmerk vermehrt auf den Beruf legen wollte. Ich habe damals meine Ausbildung beim Zoll angefangen. Das war dann damals mit der Regionalliga nicht mehr zu vereinbaren. Trotzdem wollte ich aber so hoch wie möglich weiterspielen und dann kam irgendwann der Anruf aus Velbert. Es war aber klar, dass ich am Anfang viel in Leipzig sein werde, weil da die Ausbildungsstätte vom Zoll ist. Deswegen lief es da dann auch nicht so rund, wie ich mir das vorgestellt hatte. Dann kam ein neuer Trainer, der es auch nicht toll fand, dass ich eigentlich nur am Wochenende da sein konnte. Daher haben sich die Wege dann auch relativ schnell getrennt. Leider, wie ich sagen muss, weil es in Velbert eine tolle Truppe war. Am Ende war die Zeit in Velbert aber zu kurz, um da einen besonderen Ehrgeiz rauszuziehen. Den hole ich mir durch andere Sachen.“

Über die Unterschiede von Oberliga und Regionalliga

Mit RW Oberhausen, dem MSV Duisburg und dem Wuppertaler SV stehen auch drei große Traditionsvereine in deiner Vita. Mit dem WSV hast du damals den Aufstieg in die Regionalliga geschafft und dich auch dort in der Regionalliga behauptet. Wie groß ist der sportliche Unterschied zwischen Oberliga und Regionalliga?
Sebastian Wickl: „Mit der Zeit in Duisburg verbinde ich viele tolle Erinnerungen. In den sieben Jahren dort durfte ich in vielen Auswahlmannschaften mitspielen, war mit der U17- und U15-Nationalmannschaft unterwegs und durfte auch häufiger bei der 1. Mannschaft dabei sein, die damals auch dritte Liga gespielt hat. Da sammelt man natürlich einiges an Erfahrung. In Wuppertal hatte ich aber wohl meine erfolgreichste Zeit mit dem Aufstieg in die Regionalliga. Also ich weiß, wie es sich anfühlt. Wuppertal ist natürlich dann auch von der Breite und von den Fans her nochmal etwas anderes, aber es war ein geiles Gefühl und das darf sich gern dieses Jahr wiederholen. Und wenn man sagt, dass zwischen Landesliga und Oberliga eigentlich schon 1 1/2 Ligen Unterschied ist, gilt das Gleiche auch für die Oberliga und Regionalliga. Spielerisch und körperlich ist das ein ganz anderes Level. Die meisten Vereine trainieren unter Profibedingungen und der Verband hat ja auch entschieden, dass die Regionalliga jetzt eine Profi-Liga ist. Da gibt es dann ganz andere Anforderungen. Auch wenn es dort Vereine wie zum Beispiel Homberg oder Wegberg-Beeck gibt, die das als Feierabendfußball betreiben, aber natürlich ist es auch dort nochmal eine ganz andere Qualität. Am Rande: Mit dem Kader, denn wir aktuell beim 1. FC haben, würde ich behaupten, würden wir in der Regionalliga nicht absteigen.“

Zum Abschluss: Wie lauten deine Tipps für die Partien gegen den Cronenberger SC und das Pokalspiel gegen den 1. FC Kleve?
Sebastian Wickl:  „Cronenberg wird wieder ein schwieriges Spiel. Der Vorteil für uns ist, dass wir im heimischen Stadion spielen, Cronenberg ist eher den eigenen kleinen Kunstrasen gewohnt. Da durften wir mit dem WSV auch einige Testspiele bestreiten, das war nicht immer sehr angenehm. Von daher denke ich, dass wir unseren Heimvorteil mit den Fans im Rücken nutzen werden und tippe auf einen 2:0-Sieg. Gegen Kleve wird das ja noch einmal etwas brisanter werden und es werden bestimmt auch nochmal mehr Fans kommen. Ich hoffe, dass wir das, was wir im Hinspiel versäumt haben, nämlich die Tore zu machen, jetzt nachholen. Und wir uns auch nicht unglückliche Gegentore fangen wie in der Liga. Mit den Chancen hätten wir aber gewinnen müssen. Für das Pokalspiel tippe ich auf ein knappes 2:1.“

Das Interview wurde vor dem Spiel gegen den Cronenberger SC für die neue Ausgabe der AM BALL geführt.