Marvin Lorch: Gemeinsam kriegen wir das hin
Marvin Lorch schnürt seine Fußballschuhe seit Sommer 2021 für den FCB. Nach der Meisterschaft in der Oberliga Niederrhein absolviert er gerade seine vierte Spielzeit in der Regionalliga am Hünting. Wir haben uns mit ihm über die Entwicklungen der vergangenen Jahre, ehemalige Weggefährten und die aktuelle Saison unterhalten.
Seit unserem letzten Interview im Mai 2023 ist vieles passiert. Damals wurde gerade der Klassenerhalt nach dem Aufstieg eingetütet. In der vergangenen Saison wurde die grandiose Vize-Meisterschaft eingefahren. Wie hast du die letzten 1,5 Jahre am Hünting erlebt?
Marvin Lorch: „Es ist wirklich sehr viel passiert und es gab viele Höhepunkte. Gefühlt vergeht ja kein Tag ohne eine Meldung. Der Aufstieg des Vereins war wirklich rasant. Wir sind von einem kleinen Geheimtipp zu einem echten Regionalliga-Schwergewicht herangewachsen.“
In der Mannschaft hat sich einiges verändert: Mit Marc Beckert, Tim Winking oder auch André Bugla haben lange Weggefährten den Verein verlassen. Hältst du noch Kontakt zu deinen ehemaligen Mitspielern und verfolgst, wie diese sich in ihrem neuen Verein schlagen?
"Mit den drei Jungs haben natürlich echte Aushängeschilder den Verein verlassen. Ich schaue mir noch regelmäßig die Ergebnisse der Jungs an. Mit Becks bin ich auch im Austausch und wir sprechen zum Beispiel über seine Einsätze in der Icon League. Aber auch, was er gerade mit dem SV Biemenhorst schafft, ist sehr stark.“
Du bist nach Bocholt gekommen, da wurde noch abends trainiert. Das ist heute nicht mehr so. Welche Veränderungen hast du noch alle wahrgenommen?
„Ja, jetzt trainieren wir vormittags. Aber nicht nur das hat sich geändert. Die Trainingsbedingungen sind jetzt zum Beispiel viel professioneller. Der Platz wird mehr geprüft, damit wir auf guten Plätzen trainieren können, auch wenn das Wetter manchmal nicht mitspielt.“
Es lässt sich nicht leugnen, dass wir einfach zu viele Gegentore bekommen. Da haben wir noch starke Schwankungen während einer Partie.
Nach dem Abgang von Marc Beckert wurde auch das Kapitänsamt neu geregelt. Du bist hinter Jan Holldack der Vize. Was bedeutet das für dich und wie lebt ihr beide dieses Amt aus?
„Ich habe mich darüber sehr gefreut. Es ist eine große Ehre für mich, den Verein so vertreten zu dürfen. Für Holle und mich bedeutet das, dass wir versuchen, Vorbilder zu sein und voranzugehen. Immer mit dem Ziel, erfolgreich zu sein.“
Kommen wir zur aktuellen Saison: So richtig rund läuft es noch nicht. Woran hakt es aktuell noch?
„Es lässt sich nicht leugnen, dass wir einfach zu viele Gegentore bekommen. Da haben wir noch starke Schwankungen während einer Partie. Wir spielen relativ ansehnlichen Fußball, sind offensiv immer gefährlich, schießen in jedem Spiel auch ein oder zwei Tore. Aber wenn wir auch immer Gegentore kassieren, wird es schwierig, Spiele zu gewinnen. Unsere schlechten Aktionen werden meistens sofort bestraft, aber ich denke, wir sind da auf einem guten Weg, dies zu ändern."
Etwas provokant gefragt: Kann es sein, dass das Team in der vergangenen Saison überperformt hat und der gleiche Effekt in dieser Saison in die andere Richtung zeigt?
„Ich glaube nicht, dass wir in der letzten Saison überperformt haben. Wir haben eine sehr starke Qualität in unserer Mannschaft. Man kann mal über eine Dauer von einigen Spielen überperformen, aber nicht eine ganze Saison. Die Qualität ist in unserem Team immer noch vorhanden, wir müssen diese jetzt nur abrufen. Das ist uns in letzter Zeit nicht so gut gelungen. Aber wir geben Tag für Tag unser Bestes, dort wieder hinzukommen."
Wie bewertest du deine eigene Leistung bisher in dieser Saison?
„Für mich persönlich läuft es bisher relativ gut. Ich habe schon einige Scorerpunkte sammeln können und so der Mannschaft geholfen. Leider bleibt im Moment der konstante Erfolg des Teams ein wenig aus. Ich werde mein Bestes geben, um der Mannschaft zu helfen.“
Mit Sunay Acar ist auch ein neuer Trainer da. Wie hast du die ersten Wochen unter seiner Leitung wahrgenommen? Was ist ihm wichtig, was macht er vielleicht auch anders?
„Ich kenne Sunay Acar schon von einer meiner vorherigen Stationen in Homberg und schätze ihn sehr. Er legt viel Wert auf Disziplin und Ordnung. In der jetzigen Situation tut das der Mannschaft sehr gut. Seine Ansprachen sind super, er versucht uns alle mit ins Boot zu holen. Ich bin mir sicher: Gemeinsam kriegen wir das hin."
Nach jedem Tor grüßt Marvin Lorch seine Familie. Foto: Monika Gajdzik
Was glaubst du, wie wird sich diese Saison entwickeln?
„Ich glaube, dass wir unsere eben schon angesprochenen Schwankungen in den Griff kriegen und uns vor allem defensiv stabilisieren werden. So können wir den weiteren Verlauf der Saison erfolgreich gestalten und in der Tabelle noch weiter nach oben klettern."
Beim MSV triffst du auch auf alte Weggefährten: Dietmar Hirsch steht mit Marvin Höner dort an der Seitenlinie, Malek Fakhro im Sturm. Gab es schon ein paar Sticheleien untereinander?
„Nein, die Sticheleien bleiben aus, das Verhältnis ist weiterhin sehr gut. Wir haben in der letzten Saison so viel gemeinsam erreicht, daher schätzen wir uns alle gegenseitig sehr.“
Nun passieren im Verein auch abseits des Rasens Dinge: Bald rollen die Bagger und das Stadion wird erweitert. Ist das ein Thema bei euch im Team?
„Wir als Mannschaft freuen uns sehr darauf, dass sich etwas verändert. Wir können es kaum abwarten und sind schon gespannt auf das Endergebnis."
Wobei ich auch sagen muss, dass wir bei Auswärtsspielen immer zahlreich unterstützt werden. Das wissen wir sehr zu schätzen.
Generell ist die Stimmung am Hünting eine besondere. Gast-Mannschaften spielen deshalb nicht gerne in Bocholt. Welchen Effekt hat das auf euch als Team?
„Wir spielen sehr gerne zuhause, weil wir die Stimmung aufsaugen. Wir merken die Fans im Rücken. Das gibt uns wie gesagt einen besonderen Auftrieb. Wobei ich auch sagen muss, dass wir bei Auswärtsspielen immer zahlreich unterstützt werden. Das wissen wir sehr zu schätzen. In den Heimspielen ist es jedoch nochmal eine andere, besondere Atmosphäre, die wir versuchen mitzunehmen und in unser Spiel hinein zu transportieren.“
Auch abseits des Platzes ist in den letzten 1,5 Jahren einiges passiert: Du bist zum zweiten Mal Vater geworden. Mit jedem Tor grüßt du auch deine Familie.
„Ja, das ist richtig, ich bin mittlerweile Vater einer wundervollen Tochter und eines wundervollen Sohnes, die uns zu Hause täglich auf Trapp halten. Diesen Stress nimmt man aber gerne in Kauf, da es das Schönste auf der Welt ist. Bei jedem Tor gehen Grüße an meine Familie.“
Danke für das Gespräch, Marvin!