Haris Mesic: Ich möchte ein wichtiger Spieler werden
Haris Mesic spielte in seiner Jugend bei De Graafschap Doetinchem, bevor er im Sommer an den Hünting wechselte. In seiner Jugend durchlief er die Nachwuchsleistungszentren von Rot-Weiss Essen und MSV Duisburg. Auch neben dem Platz zeigt der 20-jährige Rheder seine Leidenschaft für den Fußball. In der letzten Saison führte er als Trainer die U19 seines Heimatvereins VfL Rhede in die Niederrheinliga. Wir haben uns zum Interview mit ihm getroffen, um über seine Erfahrungen in Holland und über seine Ziele mit dem FCB zu sprechen.
AM BALL: Im Sommer bist du zum 1. FC Bocholt gewechselt. Wie wurdest du bisher in die Mannschaft integriert?
Haris Mesic: "Die Jungs hier haben mich super aufgenommen und ich fühle mich hier sehr wohl. Für mich war es erstmal eine Umstellung, wieder Teil einer Mannschaft in Deutschland zu sein, da ich die letzten vier Jahre in Holland gespielt habe. Die Integration damals bei De Graafschap war am Anfang etwas schwierig, vor allem wegen der anderen Sprache. Beim 1. FC Bocholt haben mir aber alle von Anfang an ein gutes Gefühl gegeben."
AM BALL: In der Jugend hast du sowohl im Nachwuchsleistungszentrum bei Rot-Weiss Essen als auch beim MSV Duisburg gespielt. Was konntest du von dort mitnehmen?
"Ich habe dort im jungen Alter vor allem Disziplin gelernt, die für meine bisherige Laufbahn sehr wichtig war. Fußballerisch habe ich dort meine Technik verbessert und weiterentwickelt."
AM BALL: Die letzten vier Jahre warst du beim niederländischen Zweitligisten De Graafschap Doetinchem aktiv. Was war deine schönste Erfahrung, die du dort im Team erlebt hast?
"Die schönste Erfahrung war der Zusammenhalt im Team. Um Training und Schule gut zu kombinieren, habe ich damals zeitnah die Schule gewechselt und einige Jungs aus der Mannschaft waren auch in meiner Klasse. Dadurch haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht und das hat sich auch positiv auf unseren Zusammenhalt in der Mannschaft ausgewirkt. Da wir schlussendlich auch vier Jahre alle zusammen im Team waren, hatten wir über die Jahre ein sehr gutes Mannschaftsklima. Ich denke, so eine Erfahrung und diesen Zusammenhalt werde ich wahrscheinlich in dieser Form und Ausprägung nicht noch einmal haben."
Jetzt bin ich froh, mit dem Fahrrad zum Training fahren zu können.
AM BALL: Welche Unterschiede gab es für dich im Training in den Niederlanden im Vergleich zu Deutschland?
"In Holland wird im Training vor allem der Fokus auf die Technik gelegt und weniger auf die Physis. Dort gibt es im Training kaum Übungen ohne Ball und die Zweikämpfe im Training werden weniger hart geführt. In Deutschland hingegen wird auch viel Wert auf die Physis gelegt und daher sind die Zweikämpfe im Training auch etwas härter."
AM BALL: Hast du schon immer auf deiner Position im zentralen Mittelfeld gespielt?
"Bei Rot-Weiss Essen und MSV Duisburg habe ich etwas offensiver auf der Zehner-Position gespielt. Bei De Graafschap hat der Trainer mich dann aufgrund meiner Größe eine Zeit lang als Innenverteidiger aufgestellt. Am liebsten spiele ich aber auf meiner derzeitigen Position im defensiven Mittelfeld."
AM BALL: Gibt es ein Spiel aus deiner Jugend, an welches du dich gerne zurückerinnerst?
"Bei De Graafschap hatten wir vor zwei Jahren ein entscheidendes Spiel um die Meisterschaft. Wir mussten definitiv gewinnen, waren aber auch abhängig vom Parallelspiel. Dort musste unser direkter Konkurrent verlieren. Wir haben unser Spiel gewonnen und das andere Spiel ging in letzter Minute zu unseren Gunsten aus. Das war schon ein unbeschreibliches Gefühl, da alles bis zum Schluss offen war. Am Ende konnten wir die Meisterschaft und den Aufstieg feiern."
AM BALL: Warum hast du dich im Sommer für den Wechsel zum 1. FC Bocholt entschieden?
"Ich wollte wieder nach Deutschland wechseln, um mich auch körperlich weiterzuentwickeln. Da ich aus Rhede komme, liegt Bocholt vor der Haustür und ich habe den FC daher auch immer aktiv verfolgt. Als der 1. FC Bocholt den Klassenerhalt sicher hatte, habe ich dann auch mein Interesse an einem Wechsel an den Hünting gezeigt."
AM BALL: Du kommst aus Rhede und hast von der U17 bis zur U19 auch für den VfL Rhede gespielt. Ist es für dich etwas Besonderes, deine ersten Schritte im Profibereich bei einem Club direkt vor der Haustür machen zu dürfen?
"Auf jeden Fall. Als ich in Holland gespielt habe, war es sehr viel Fahrerei. Jetzt bin ich froh, mit dem Fahrrad zum Training fahren zu können. Allerdings ist es für mich auch immer noch nicht ganz greifbar, dass ich meine Profikarriere sozusagen Zuhause starten konnte. Außerdem ist es schön, die direkte Unterstützung von meiner Familie und meinen Freunden vor Ort zu haben."
AM BALL: Wo siehst du deine individuellen Stärken auf dem Platz?
"Ich rede trotz meines jungen Alters sehr viel auf dem Platz und versuche dadurch, meinen Mitspielern zu helfen. Durch das Training in Holland ist meine Technik am Ball auch eine meiner Stärken. Ich bin auch sehr zweikampfstark, vor allem durch meine Größe gewinne ich viele Kopfballduelle."
Ich bin auch sehr froh darüber, dass meine Eltern mich bei meiner Karriere so stark unterstützen.
AM BALL: Im Sommer hast du übergangsweise als Trainer die U19 vom VfL Rhede übernommen. Wie hast du deine eigenen Erfahrungen in das Training einfließen lassen?
"Mein Vater war Jugendleiter beim VfL Rhede und zu der Zeit wurde ein Trainer für die U19 gesucht. Dann hat er mich gefragt, ob ich die Mannschaft übernehmen möchte. Am Anfang war es erst einmal komisch, neben dem Platz zu stehen und zu coachen, aber das hat sich schnell gelegt. Da ich selber schon sehr viel im technischen und taktischen Bereich gelernt habe, konnte ich das alles ins Training einbringen. Ich hatte das Team ein halbes Jahr und habe mit der Mannschaft die Qualifikation für die Niederrheinliga geschafft. Das hat schon Spaß gemacht."
AM BALL: Könntest du dir vorstellen, später auch eine Karriere als Trainer zu beginnen?
"Ja, das kann ich mir auf jeden Fall vorstellen. Wenn ich noch Zeit neben dem Training beim 1. FC Bocholt hätte, dann hätte ich auch gerne weitergemacht. Nur passt das leider mit unseren Trainingszeiten nicht."
AM BALL: Dein Vater ist bei deinen Spielen immer am Spielfeldrand dabei. Dein Bruder spielt auch Fußball. Woher kommt die Faszination für den Fußball in deiner Familie?
"Mein Papa hat mir erzählt, dass er früher selber gerne eine Karriere im Fußball einschlagen hätte. Meine Eltern kommen beide aus Bosnien und da war es damals aber nicht so einfach Fußballer zu werden. Mein Opa hatte damals nicht die Möglichkeiten, meinem Papa dabei zu helfen und wollte, dass er sich auf die Schule und nicht auf den Fußball konzentriert. Daher wollten meine Eltern mir alle Möglichkeiten geben, mir und auch meinem Bruder diesen Traum zu erfüllen. Mit vier Jahren hat mein Papa mich das erste Mal mit zum Training mitgenommen und ab da habe ich meine Leidenschaft für den Fußball entdeckt. Ich bin auch sehr froh darüber, dass meine Eltern mich bei meiner Karriere so stark unterstützen."
Mein größtes Ziel ist es, ein wichtiger Spieler für die Mannschaft zu werden.
AM BALL: Du zählst zu einem der jüngsten Spieler im Team. Die ersten drei Spiele der Regionalliga durftest du in der Startelf beginnen. Was ist das für ein Gefühl?
"Das war für mich ein super Gefühl. Ich denke, dass ich mit meiner Leistung ganz gut mit allen Spielern in der Mannschaft mithalten kann, aber dass der Trainer mir direkt das Vertrauen für die Startelf geschenkt hat, darüber bin ich sehr dankbar."
AM BALL: Welches persönliche Ziel hast du dir für die Saison gesetzt?
"Ich möchte mich vor allem weiterentwickeln. Ich möchte meine Physis und somit auch mein körperliches Spiel verbessern. Mein größtes Ziel ist es, dass ich durch meine Entwicklung über die Saison hinweg für die Mannschaft ein wichtiger Spieler werde."
AM BALL: Was machst du, wenn du mal nicht auf dem Fußballplatz stehst?
"Ich verbringe sehr viel Zeit mit meiner Familie oder unternehme was mit meinen Freunden. "
AM BALL: Danke für das Gespräch, Haris!