Isaak Akritidis: Jeder verteidigt mit allem, was er hat
Bereits in der vergangenen Spielzeit war Isaak vom Wuppertaler SV an den Bocholter Hünting ausgeliehen. Im Sommer entschied sich der 23-jährige Mittelfeldspieler dafür, weiter in Bocholt an seiner Fußballkarriere zu arbeiten. Zuletzt lief es hervorragend für den Offensivmann. Isaak spielte sich bei Dietmar Hirsch in die erste Elf und wusste auch als Torschütze zu überzeugen. Zuletzt markierte er das wichtige 1:0 im Wuppertaler Stadion am Zoo. Wir haben uns mit Isaak zum Interview getroffen.
AM BALL: Herbstmeister, wie klingt das für dich?
Isaak Akritidis: Unbeschreiblich, wirklich! Am Anfang der Saison hätte ich niemals damit gerechnet. Aber als wir die ersten Siege eingefahren haben und wir immer mehr als Team zusammengewachsen sind, war der Wille, dort oben zu stehen, schon da. Jetzt ist es einfach ein unfassbares Gefühl, Tabellenführer zu sein und die Herbstmeisterschaft zu genießen.
AM BALL: Im letzten Auswärtsspiel ging es für euch gegen den Wuppertaler SV, deinen alten Verein. Du bist ja auch gebürtiger Wuppertaler. Was für ein Gefühl hattest du im Stadion am Zoo, nicht im Wuppertaler-Trikot aufzulaufen?
"Es war schon eine neue und ungewohnte Situation. Das war auch das erste Mal seit ungefähr zwei Jahren, dass ich im Stadion am Zoo auflaufen durfte und dann auch noch im renovierten Stadion. Das war schon ein sehr geiles Gefühl, in meiner Heimatstadt spielen zu können. Das Ganze dann mit so einem Sieg zu krönen, war einfach unfassbar schön. Ich habe mich auch sehr gefreut, ein paar alte Mannschaftskollegen aus Wuppertal wiederzusehen. Das ist immer ein schönes Gefühl."
AM BALL: Du hast das Tor zur 1:0-Führung geschossen, wie groß war deine Freude in diesem Moment?
"Nach dem Treffer ist sehr viel Last von meinen Schultern gefallen, weil ich unbedingt ein Tor gegen meinen alten Verein erzielen wollte, um auch meine fußballerische Qualität vor allem in Wuppertal zu zeigen."
Nach dem Treffer ist sehr viel Last von meinen Schultern gefallen, weil ich unbedingt ein Tor erzielen wollte.
AM BALL: Letzte Saison hast du mit dem 1. FC Bocholt noch gegen den Abstieg gespielt. Jetzt seid ihr Tabellenführer und Herbstmeister. Was würdest du als euer Erfolgsrezept derzeit ausmachen?
"Ich würde sagen, wir sind einfach ein komplettes Team. Jeder gönnt dem anderen seine Spielzeit, auch die Spieler, die vielleicht derzeit nicht so viel Einsatzzeit bekommen. Jeder feiert bei jedem Tor so, als hätte er es erzielt und ich denke, dass wir so ein Team sind, zeichnet uns aus. Wir performen auf dem Platz, jeder rennt für jeden, jeder verteidigt mit allem, was er hat. Ich denke, das ist derzeit unser Erfolgsrezept und dadurch kommen auch die Tore von ganz allein."
AM BALL: Wie bist du als Kind zum Fußball gekommen?
"Mein Vater hat mich früher immer wieder zum Fußball gebracht. Ich habe relativ früh gemerkt, dass es mir richtig Spaß macht und dann bin ich dabei geblieben. Ich bin meinem Vater auch zum jetzigen Zeitpunkt sehr dankbar dafür, dass er mich damals immer zum Training gebracht hat. Es macht mir immer noch genauso großen Spaß, auf dem Platz zu stehen, wie früher als Kind."
AM BALL: Du hast schon deine Jugend zum größten Teil beim WSV verbracht. Ein Jahr hast du im Leistungszentrum des VfL Bochum gespielt.. Kannst du dich noch daran erinnern, wann der VfL bei dir angeklopft hat?
"Ich würde sagen, dass ich damals recht gute Leistungen gezeigt habe und der VfL Bochum dadurch auch auf mich aufmerksam geworden ist. So richtig kann ich mich da aber gar nicht daran erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich damals in der U14 war und VfL Bochum über die Jugendleitung beim Wuppertaler SV sein Interesse gezeigt hat. Ich bin sehr dankbar, dass meine Eltern mich bei diesem Schritt unterstützt haben und mich jeden Tag zum Training und zu den Spielen gefahren haben. Auch jetzt unterstützen mich meine Eltern immer noch mit allem, was sie können, damit ich mich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren kann."
AM BALL: Wie hast du dich in diesem einem Jahr in Bochum weiterentwickelt?
"Bochum war damals schon ziemlich professionell, das konnte man nicht mit dem Wuppertaler SV vergleichen. Auch wenn ich nur eine Saison in Bochum gespielt habe, würde ich sagen, dass ich trotz meines jungen Alters reifer geworden bin und auch persönlich sehr gewachsen bin. In der Trainingsintensität gab es keinen großen Unterschied zum WSV, aber die Trainingsqualität war dort schon etwas professioneller. Dadurch habe ich mich fußballerisch weiterentwickeln können. Ich habe nur leider nicht viel Spielzeit bekommen, sodass ich nach einem Jahr den Weg wieder zurück nach Wuppertal gegangen bin. Dieser Schritt war denke ich auch der richtige. Ich konnte dann beim WSV wieder mehr Spielzeit sammeln."
AM BALL: Anschließend hast es in die erste Mannschaft geschafft. Wie hast du das so schnell gepackt?
"Ich habe bereits in der U17 in der ersten Mannschaft mittrainieren dürfen und habe auch schon recht früh einen Drei-Jahres-Vertrag beim WSV unterschrieben. Das war auch eine gute Entscheidung, da das alles in der Corona-Zeit passiert ist und die Hälfte der U19-Saison ausgefallen ist und ich dadurch trotzdem Spielzeit sammeln konnte und trainieren durfte. Am Anfang war es für mich etwas schwierig, dort ins Training zu kommen und mich durchzusetzen, da ich noch sehr jung war und auch körperliche Nachteile hatte, aber das hat sich mit der Zeit gelegt. Ich denke, meine Schnelligkeit und mein guter Abschluss haben mir dabei sehr geholfen, mich im Team durchzusetzen."
AM BALL: Auch im Pokalfinale gegen den SV Straelen in der Saison 2020/21 durftest du Spielminuten sammeln. Was war das für ein Gefühl vor so einer Kulisse in Duisburg aufzulaufen?
"Das war natürlich eine überwältigende Erfahrung. Ich bin relativ spät eingewechselt worden, als es 1:0 für Wuppertal stand, demnach haben wir dann fast nur noch versucht zu verteidigen und das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Auf den Rängen war Stimmung ohne Ende und als das Spiel abgepfiffen wurde, war es ein unbeschreibliches Gefühl. Das war mein erster großer Titel und dann auch noch in so einem jungen Alter. Das ist schon etwas Besonderes. Ich hoffe, dass da noch einige solcher Momente mit Titeln in meiner Karriere folgen werden."
AM BALL: Die letzten Partien hast du auf dem rechten Flügel bestritten. Hast du auch schon auf anderen Positionen gespielt?
"Ich habe auch schon im Sturm gespielt, auf der Zehner Position und sogar als Rechtsverteidiger. Eine Position, auf der ich am liebsten spiele, habe ich aber nicht. Die Hauptsache ist, dass ich spielen darf und da nehme ich die Herausforderung auf jeder Position an."
Jeder verteidigt im Spiel mit allem, was er hat.
AM BALL: Was war das schönste Tor, das du bisher geschossen hast?
"In der Saison 2018/19 habe ich in der U17-Niederrheinliga gegen den VfB Hilden ein Tor von der Mittellinie geschossen. Das war eins meiner schönsten Tore."
AM BALL: Du warst in der vergangenen Saison vom WSV nach Bocholt nur ausgeliehen. Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, fest beim FC zu bleiben?
"Zum Ende der vergangenen Saison hatte ich ein gutes Gespräch mit Christopher Schorch. Der hat mir von den Plänen beim 1. FC Bocholt erzählt und was er mit dem Verein vor hat. Auch die Stimmung und die Leute im Verein haben mich davon überzeugt, den Schritt nach Bocholt zu gehen. Anschließend haben wir uns dann noch einmal mit meinem Berater und meinem Papa zusammengesetzt und den Vertrag hier unterschrieben."
AM BALL: In der vergangenen Spielzeit warst du fast die komplette Rückrunde verletzt und hattest zu Beginn dieser Saison auch wenig Einsätze. Jetzt hast du dich in den letzten Spielen in die Startelf gespielt. Wie hast du den Coach von dir überzeugt?
"Ich habe im Training einfach weiter 100% gegeben, wie am Anfang auch. Anscheinend konnte ich zu Beginn der Saison noch nicht mit meiner Leistung überzeugen, aber ich habe immer weiter im Training Gas gegeben. Gegen Wegberg-Beeck habe ich dann das erste Mal die Chance in der Startelf bekommen, aber war im Spiel danach wieder nicht im Kader. Jeder im Team will natürlich spielen und gibt daher alles im Training. Ich finde, das sieht man auch an der Qualität, die wir auf den Platz bringen. Da ist es für den Coach sicher nicht einfach zu entscheiden, wer von Beginn an spielt.
Gegen Gütersloh habe ich dann erneut die Chance von Beginn an bekommen und habe ein recht gutes Spiel gemacht. Anschließend hat der Trainer mir auch in den darauffolgenden Spielen das Vertrauen für die Startelf geschenkt"
AM BALL: Vielen Dank für das Gespräch, Isaak!