Klahsen: Wir wollen unsere Nachwuchsspieler bestmöglich fördern
Im Zuge der Neuausrichtung als Nachwuchszentrum konnte der 1. FC zum neuen Jahr mit Sven Klahsen ein altbekanntes Gesicht gewinnen. Der ehemalige FCB-Jugendtrainer wird zur kommenden Saison die sportliche Leitung übernehmen. Wir haben uns mit ihm zum Interview getroffen.
Was möchtest du als erstes hier an deiner neuen Wirkungsstätte angehen?
Sven Klahsen: "Die Frage, was ich jetzt angehen möchte, stellt sich nur zum Teil. Bisher haben wir – damit meine ich Jens Visser und Manuel Jara, aber natürlich auch alle anderen, die sich dem Projekt verschrieben haben – vor allem auf vorhandene Gegebenheiten reagiert und viele Dinge in die richtige Richtung gelenkt. Dass wir proaktiv Dinge anstoßen, kommt jetzt erst stückweise hinzu. Natürlich war die erste Aufgabe zu Beginn, die personelle Situationen zu klären. Da sind wir jetzt auf der Zielgeraden und müssen nur noch vereinzelt nachsteuern. Wir wollen noch einen weiteren Co-Trainer in der U17 installieren und benötigen im Grundlagenbereich bei der U8 und U7 noch Coaches. Wenn ich die freie Wahl hätte, dann würde ich mir hier eine Trainerin wünschen. Die Kaderplanungen in den Teams laufen auf Hochtouren, überall ziehen alle an einem Strang und sind wahnsinnig fleißig. Auch unsere Koordinatoren machen hier zusammen mit den Trainern einen super Job. Ich selbst bin in der U19 etwas mehr involviert, da ich den Jahrgang gut kenne und wir hier ab Sommer ein neues Trainerteam haben. Da ist der Unterstützungsbedarf einfach noch etwas größer."
Welche Rolle wirst du als Leiter Sport im Nachwuchsbereich übernehmen? Unterscheidet sich das vom klassischen Bild des Jugendleiters?
"Die Rolle eines Jugendleiters wird sowieso überall anders ausgelegt. Ich denke schon, dass es hier etwas anderes ist. Ein klassischer Jugendleiter, wenn es den denn gibt, würde in unserer neu geschaffenen Struktur nicht funktionieren. Die Aufgaben, das war mir von Anfang an wichtig, muss man auf mehreren Schultern verteilen, die Organisation neu strukturieren. So eine Nachwuchsabteilung, wie wir sie hier jetzt aufbauen, kann man definitiv nicht alleine leiten. Deswegen freue ich mich total, dass Jens Visser (Leitung Organisation) dazu gekommen ist und Manuel Jara uns aktuell noch enorm unterstützt. Auch die neuen beiden Koordinatoren sind enorm wichtig, um den Trainern einen gewissen Freiraum geben zu können. Die Trainer sollten sich auf die sportliche Entwicklung der Spieler konzentrieren und nur wenig Organisatorisches regeln müssen. Jens und ich haben für die verschiedenen Stellen Aufgabenprofile erstellt und bei mir geht es als Leitung Sport neben der Personalverantwortung gegenüber dem Staff aus dem sportlichen Bereich hauptsächlich um die strategische Weiterentwicklung und Ausrichtung."
Wie sehen die sportlichen Ziele in der Jugendabteilung konkret aus?
"Ich möchte schon den maximalen Erfolg, aber in erster Linie geht es um die Entwicklung der Spieler. Diese werden in einem professionellen Umfeld bestmöglich gefördert. Mit der Grundlage stellt sich dann der sportliche Erfolg auch von alleine ein. Wir möchten die U19, U17 und U15 mittelfristig in der Niederrheinliga etablieren. Das ist für den Leistungsbereich immer einfach zu bemessen. Für den Grundlagenbereich lässt sich das schwierig auf eine Liga festnageln. Hier geht es primär darum, dass wir Spaß am Fußball vermitteln und mit zunehmendem Alter die Basics für einen guten Fußballer legen. Ein gutes altersgerechtes Training ist in diesen Jahrgängen unfassbar wichtig, da ist mir sehr daran gelegen, auch die Trainer passend zu schulen und weiterzubilden. Neben den Lizenzierungen vom FVN und DFB wollen wir dabei auch selbst aktiv werden."
Zur neuen Saison wird eine U16-Mannschaft neu gemeldet. Was steckt dahinter?
"Schaffen wir es, unsere Mannschaften aus dem Leistungsbereich in den Niederrheinligen zu etablieren, benötigen wir immer einen entsprechenden Unterbau. Der Sprung aus der U15 in die U17, aber auch aus der U13 in die U15 wäre sonst bei vielen Spielern zu groß. So haben die Spieler noch ein Jahr mehr Zeit, sich darauf vorzubereiten. Unsere U14 hat dieses Jahr schon einen tollen Job gemacht und steht auf Platz 1 in der Leistungsklasse, ist also auf dem Weg, in die Grenzlandliga aufzusteigen. Gleiches haben wir mit der U16 vor. Darum freue ich mich, dass wir trotz der Liga, in der die U16 starten muss, mit Deniz Togulga einen B-Lizenz Inhaber als Cheftrainer gewinnen konnten. Deniz wird zusammen mit seinem Team für eine hohe Trainingsqualität sorgen und die Entwicklung der Spieler vorantreiben."
Als sportlicher Leiter ist der 1. FC Bocholt deine erste Station. Konntest du dich bisher schon einarbeiten?
"Zeit zum Nachdenken blieb bisher nicht viel. Den ersten Anruf gab es an Silvester und dann ging alles sehr schnell. Für die neue Funktion habe ich mich bewusst entschieden. Ich werde im Sommer zum zweiten Mal Vater und hätte spätestens dann nicht mehr an der Seitenlinie stehen wollen. Ich möchte zeitlich einfach flexibler sein, was der Trainerjob längst nicht zulässt. Ich glaube auch, dass es ein großer Vorteil ist, dass ich seit 2008 in verschiedenen Vereinen als Trainer gearbeitet und vielleicht auch das ein oder andere Außergewöhnliche mitgemacht habe und daher nicht weit von den Trainern weg bin. Und ja, einarbeiten konnte ich mich natürlich. Ich wohne nah am Hünting und war bis 2019 schon einige Jahre Jugendtrainer, einige Gesichter kannte ich schon vorher und auch mit Manuel Jara und Christopher Schorch hatte ich immer mal wieder Kontakt. Ich habe das Geschehen hier nie aus den Augen verloren und wusste eigentlich ziemlich gut, was mich erwartet. Das Wichtigste ist jedoch, dass ich nicht alleine bin. Nur wenn sich viele mit ihren Stärken einbringen, kann etwas Gutes entstehen. Das Gefühl habe ich bereits jetzt. Es herrscht eine enorme Aufbruchstimmung."
Wie soll in Zukunft den Spielern eine Perspektive gegeben werden, wenn man auf den Seniorenfußball blickt? Was bietet der FCB einem U19-Junior, der den Sprung nach oben schaffen möchte?
"Wir müssen hier realistisch bleiben. Unsere Erste spielt in der Regionalliga bezahlten Fußball. Da ist schon eine enorme Qualität auf dem Platz. Der Sprung aus der U19 in den Regionalligakader ist riesig. Hier gehört neben Talent, Fleiß und Wille auch eine große Portion Glück dazu. In erster Linie müssen wir aber dafür sorgen, dass wir den Spielern während ihrer Zeit in unserem Nachwuchszentrum sowohl fußballerisch als auch menschlich etwas mitgeben. Wir wollen die Spieler so ausbilden, dass sie das Zeug zu richtig guten Fußballern haben, auf und neben dem Platz. Die individuelle Förderung durch gute Trainer ist daher das Wichtigste. Die Spieler müssen lernen, wie sie sich in den verschiedensten Situationen verhalten können, welche Lösungen sie haben und wie sie neue finden. Dazu kommt aber auch, dass man Nachwuchsfußball nicht mit Seniorenfussball vergleichen kann. Aus diesem Grund werden wir mittelfristig eine U23 installieren. Die kann dann als Sprungbrett dienen und den Spielern die Möglichkeit bieten, sich bei den Älteren zurechtzufinden. Wir wollen talentierten Spielern die Chance geben, sich über die U23 für höhere Aufgaben zu empfehlen. Ziel muss es sein, dass wir Spieler entwickeln, die den Sprung nach ganz oben schaffen können."