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Interview
Freitag, 12.08.2022 11:07 Uhr

„Die Mannschaft muss jetzt eine Reaktion zeigen!“

Ex-Profi Christopher Schorch ist seit Juli beim 1. FC Bocholt Assistent des Präsidiums. Der 33-jährige erlebte viel in seiner Profikarriere, in der er unter anderem bei Hertha BSC, dem 1. FC Köln und Real Madrid unter Vertrag stand. Anfang März wurde sein Vertrag beim WSV nach langwieriger Verletzung aufgelöst, ehe ihn der Vorstand des 1. FC Bocholt in sein Kompetenzteam holte. Wir sprachen mit Christopher über die Trennung von Trainer Jan Winking - und wie es beim FCB weiter geht.

Christopher, die Beendigung der Zusammenarbeit mit Jan Winking hat diese Woche hohe Wellen geschlagen. Was war ausschlaggebend für die Trennung?

Schorch: „Bereits die ersten beiden Spiele gegen Düren und Düsseldorf U23 haben uns in der Vereinsführung enttäuscht. Schon der Ligaauftakt beim Mitaufsteiger deutete darauf hin, dass die Mannschaft noch in keinem guten Zustand ist. Dieser Trend hat sich dann eine Woche später im Heimspiel gegen Fortuna II leider verstärkt, als wir wirklich phasenweise schlecht waren und am Ende verdient vor den eigenen Fans verloren haben. Bereits nach dem Heimspiel und somit vor dem Duell bei Preußen Münster haben wir mit Jan das intensive Gespräch gesucht, zumal der Fitnesszustand der Mannschaft bedenklich war. Wir hatten daher gehofft, dass wir in Münster ein anderes Gesicht zeigen. Doch stattdessen hat uns Preußen deutlich die Grenzen aufgezeigt, so dass wir auch in der Höhe verdient verloren haben.“

…also entschied man sich am Wochenende, sich von Jan zu trennen?

Schorch: „Vize-Präsident Wolfgang Jansen, der Vorsitzende Ludger Triphaus und ich haben die Situation am Samstag analysiert und mit unserem Sportlichen Leiter Marcus John besprochen. Auch wenn wir ‚nur‘ Aufsteiger sind: Drei leistungsgerechte Niederlagen in drei Auftaktspielen sind bei all dem Aufwand, den wir organisatorisch und finanziell betreiben, einfach zu wenig. Zumal sich die Situation auch auf die Stimmung innerhalb der Mannschaft auswirkte. Wolfgang Jansen, Ludger Triphaus und ich sind daher zu dem Entschluss gekommen, dass ein neuer Impuls nun nötig ist, um nicht noch weiter in den Negativstrudel zu geraten und möglicherweise nicht schon zu früh zu viele Punkte zurückzuliegen. Die bevorstehenden Aufgaben gegen Wuppertal, in Ahlen und gegen Wattenscheid werden nicht einfacher. Nach der Abstimmung innerhalb des Präsidiums haben wir mit Marcus John die Situation besprochen, ihn von seiner Zwischenlösung als Interimstrainer überzeugen können und Jan informiert."

Und dennoch fiel euch der Schritt sicherlich nicht leicht?

Schorch: „Absolut, die Entscheidung fiel allen richtig schwer. Für alle Beteiligten ist das eine bescheidene Situation. Der gesamte Vorstand, die Fans, das Umfeld und die Sponsoren sind Jan unheimlich dankbar für die wirklich großartige Arbeit, die er am Hünting über zwei Jahre geleistet hat. Ludger Triphaus hat mal treffend gesagt, Jan habe den Fußball zurück nach Bocholt gebracht. Das würde ich absolut unterschreiben. Und doch befinden wir uns auf dem Weg, uns weiter zu professionalisieren. Im Leistungsfußball zählen am Ende Ergebnisse, und die haben zuletzt leider ebenso wenig gepasst wie die Performance der Mannschaft auf dem Platz. Und doch wünschen glaube ich alle im Verein Jan nur das Beste für seine weitere sportliche wie private Zukunft. Er wird seinen Weg gehen, davon bin ich überzeugt."

Der neue Trainer muss zu unserem Anforderungsprofil passen – und vor allem zum 1. FC Bocholt. Erste Gespräche stehen bereits an, aber wir lassen uns nicht verrückt machen. Das Team ist bei Marcus erst einmal in guten Händen.

Christopher Schorch

Wie geht es jetzt weiter?

Schorch: „Zunächst wird Marcus John das Team als Trainer betreuen. Wir alle glauben fest daran, dass er in kurzer Zeit das Feuer neu entfachen kann und uns auf den Erfolgspfad zurückführen kann. Die Akribie, die er in dieser Woche dabei an den Tag gelegt hat, war bereits beeindruckend. Außerdem bleibt der Großteil des Trainer- und Betreuerteams an Bord. Das alles wird uns dabei helfen, mit der nötigen Ruhe und Sorgfalt im Hintergrund eine nachhaltige Nachfolgeregelung zu treffen. Der neue Trainer muss zu unserem Anforderungsprofil passen – und vor allem zum 1. FC Bocholt. Erste Gespräche stehen bereits an, aber wir lassen uns nicht verrückt machen. Das Team ist bei Marcus erst einmal in guten Händen. Er selber hat aber immer betont, dass er keinerlei Ambition hat, bei uns als Cheftrainer zu arbeiten. Das akzeptieren wir."

Was erwartest du von der Mannschaft?

Schorch: „Das Team hat nun keinerlei Alibi mehr und muss schon am Samstag gegen Wuppertal eine Reaktion zeigen. Das Team muss alles auf den Platz bringen, zu was es in der Lage ist. Wir haben einen wirklich guten Kader, in dem alle Spieler nun auf dem Platz ‚brennen‘ müssen, um den Bocholter Fans zu beweisen, dass Sie in der Regionalliga bestehen können. Alle Spieler wissen, dass das bisher Gezeigte eindeutig zu wenig war. Wir müssen nun anfangen zu punkten, um der Musik nicht zu früh hinterherzurennen. Ich glaube fest daran, dass uns das schon gegen Wuppertal gelingen wird. Ein Heimspiel vor mehr als 2000 Fans im eigenen Stadion – Fußballerherz, was willst du mehr?"