Offizielle Internetseite 1. FC Bocholt 1900 e. V.
Menü
Interview
Montag, 18.10.2021 08:54 Uhr | Stefan Schniedertöns

„Die Länderspielreisen waren prägende Erlebnisse!“

Wir haben uns mit dem 27-jährigen Innenverteidiger für die Ausgabe der AM BALL gegen den FC Kray zum Interview getroffen. Wir sprechen unter anderem über seine Jugend bei Borussia Mönchengladbach, seine Zeit in den USA und den Stolz, mit dem Adler auf der Brust für Deutschland auflaufen zu dürfen.

AM BALL: Maurice, am vergangenen Sonntag gegen ETB hast du erst dein zweites Saisonspiel bestreiten können und direkt ein Tor erzielen können. Auch im Pokal konntest du schon einnetzen. Hätte der Einstand besser laufen können?
Maurice Pluntke: „Der Einstand hätte nicht besser laufen können, wäre aber natürlich schon gewesen, wenn das schon früher der Fall gewesen wäre. Die Verletzung, die ich mir in der Vorbereitung zugezogen habe, hätte ich mir natürlich gerne gespart. Aber jetzt ist der Einstand ja ein paar Wochen später geglückt. Wichtiger als die Tore waren mir aber die Siege, die wir eingefahren haben.“

AM BALL: Bist du jetzt wieder bei deinen vollen 100 Prozent angekommen?
Maurice Pluntke: „Ich war wegen einer Verletzung ca. fünf Wochen raus. Es ist alles auskuriert und ich habe keinerlei Probleme mehr. Bei 100 Prozent bin ich noch nicht, aber ich bin auf dem Weg dahin und nah dran. Ich merke im Moment, dass mit jedem Spiel die Automatismen besser werden und die Selbstverständlichkeit zurückkehrt. Entsprechend bin ich da auf dem richtigen Weg.

AM BALL: Wie wurdest du am Hünting aufgenommen? Welche Eindrücke hast du vom Verein und dem Umfeld bisher sammeln können?
Maurice Pluntke: „Ich wurde wirklich von Tag eins an sehr gut aufgenommen. Sei es die Spieler oder auch die Leute drum herum in den verschiedenen Positionen tätig sind. Es waren alle sehr offen und haben uns Neuzugänge zu Beginn echt keine Probleme bereitet. Der Start hier war echt top.“

AM BALL: Für einen Wechsel zum FCB hast du dich bereits Anfang des Jahres entschieden. Was genau hat dich an dieser Aufgabe gereizt?
Maurice Pluntke: „Ich habe mich sehr früh für diesen Schritt entschieden. Nach der langen Leidenszeit in Offenbach mit zwei Knieoperationen und dem Wissen, dass ich dieses Jahr mein Studium beenden würde, wollte ich näher in meine Heimat. Daher hatte ich mich dazu entschieden, nicht mehr hauptberuflich Fußball spielen zu wollen. Ich habe mich dann sehr intensiv über mögliche Optionen informiert und da kam ich dann natürlich sehr schnell auf den 1. FC Bocholt. Auf der einen Seite der sportliche Erfolg in der abgebrochenen Saison, auf der Anderen wusste ich von Freunden, die in der Oberliga Niederrhein spielen, dass der 1. FC ein sehr ambitionierter Verein ist, der Ziele hat. Leider ist der Aufstieg bisher nicht geglückt. Gereizt hat mich, dass ich obwohl ich einen Schritt zurück mache, immer noch auf einem sehr hohen Niveau spiele. Ich bin immer noch in einem sehr guten Team und ich denke, gemeinsam werden wir unsere Ziele realisieren.“

Die Einsätze für den DFB waren natürlich ganz besondere Erfahrungen. Es hat mich mit Stolz erfüllt.

Maurice Pluntke

AM BALL: Stephan Engels war überrascht davon, wie gut du bereits über den Verein informiert warst?
Maurice Pluntke: „Ich kannte Louis Ferlings, der ja schon in Bocholt spielte. Er hat mir dann vieles erzählt und auch den Kontakt zwischen mir und Stephan Engels hergestellt.“

AM BALL: Kommen wir zu deinem Werdegang: Du hast deine Jugend größtenteils bei der Borussia aus Mönchengladbach verbracht. Woran erinnerst du dich aus dieser Zeit besonders gern?
Maurice Pluntke: „Da gibt es zu viele Erlebnisse, um einzelne rauszupicken. Insgesamt war es einfach eine fantastische Zeit. Borussia Mönchengladbach hat mich in meiner Kindheit und Jugend 13 jahrelang täglich begleitet und somit auch als Persönlichkeit entwickelt und ausgebildet. Ich bin dankbar für die Zeit, heute noch Fan und stehe auch noch regelmäßig in Kontakt zum Verein.“

AM BALL: Dort hast du auch den Sprung in die U-Nationalmannschaften des DFB geschafft. Du bist für die U15, U16, U17 und U18 aufgelaufen. Wie war das Gefühl, den Adler auf der Brust zu tragen und die Nationalhymne vor dem Spiel zu hören?
Maurice Pluntke: „Die Einsätze für den DFB waren natürlich ganz besondere Erfahrungen. Es hat mich mit Stolz erfüllt und die Spiele als auch die sämtlichen Länderspielreisen waren prägende Erlebnisse.“

AM BALL: Du hast dort unter anderem mit heutigen Profis wie Emre Can, Kaan Ayhan und Mitchell Weiser gekickt. Besteht der Kontakt zu manchen Weggefährten von früher auch noch heute? Beobachtest du die Entwicklung deiner ehemaligen Mitspieler?
Maurice Pluntke: „Im Fußball ist es ja oft ein ‚aus den Augen aus dem Sinn‘, da jeder einen anderen Weg geht und über die Jahre hinweg unzählige Mitspieler hat. Da bleiben am Ende nur wenige über zu denen der Kontakt bestehen bleibt. Dennoch habe ich mit zwei, drei Jungs von früher noch immer Kontakt und verfolge die verschiedene Karrieren.“

Einsätze in den USA und die Ziele mit dem FCB

Als U19-Spieler hast du die Borussia als Kapitän auf das Feld geführt. Warum hat es am Ende doch nicht zum großen Sprung in die Bundesliga gereicht?
Maurice Pluntke: „Wieso es am Ende nicht für die große Karriere gereicht hat ist immer schwer zu sagen. Da spielen ja viele Faktoren eine wichtige Rolle. Aber zu der Zeit als ich in der U19 gespielt habe, bzw. dann in die U23 gekommen bin, wurde Borussia gerade wieder erfolgreich und hatte sich mit Spielern wie Reus, Dante, Arango, Neustädter, Kramer und Co. nach langer Zeit für Europa qualifiziert. Dementsprechend war die Qualität natürlich extrem hoch und der Sprung von der U19 zu einer solchen Bundesligatruppe riesig. Da hat man dann auch im Training schonmal gemerkt, wie viel Arbeit da noch vor einem liegt. Im Endeffekt bin ich auch ein Spieler, der leider nicht von langen und großen Verletzungen verschont geblieben ist, aber ob das eine Rolle gespielt oder ob das Potenzial am Ende für ganz oben nicht gereicht hat, ist schwer zu sagen.“

AM BALL: Über die Zweitvertretungen von Gladbach und F95 bist du dann in die USA gegangen. Wie kam es dazu? Welche Erfahrungen konntest du dort sammeln?
Maurice Pluntke: „Durch einen deutschen Berater, der hauptsächlich an Transfer in die USA beteiligt ist, kam der Kontakt zu Orange County zustande. Dort gab es einen englischen Trainer und einen Manager aus der Schweiz, welche vermehrt nach Europäern für ihr Team gesucht haben. Ich hab mir das alles angehört und hatte einfach Bock auf die Erfahrung und im Endeffekt war es mit die beste Zeit meines Lebens bisher. Leider habe ich meinen Vertrag nach einem Jahr schon aufgelöst, weil der damalige Besitzer den Verein verkaufen wollte und im Januar die Situation und Zukunft des Vereins noch nicht ganz geklärt war.  Wir mussten zu jedem Spiel fliegen und aufgrund der Hitze schon ganz früh morgens trainieren. Auch das Ligasystem mit den Playoffs war eine geile Sache, wo wir leider im Halbfinale in der Verlängerung ausgeschieden sind. Und abseits des Fußballs war das Leben in der Umgebung von Los Angeles natürlich auch etwas ganz anderes.“

AM BALL: Seit deiner Rückkehr nach Deutschland hast du unter anderem für Alemannia Aachen und Wacker Nordhausen über 100 Spiele in der Regionalliga absolvieren können. Sollen da mit dem FCB noch weitere hinzukommen?
Maurice Pluntke: „Ich glaube das ist klar, dass die Regionalliga für den 1.FC Bocholt und die Mannschaft das Ziel ist. Es ist noch ein langer Weg bis dahin, aber es wäre natürlich geil nächste Saison am Tivoli spielen zu können.“

AM BALL: Wie bewertest du den Start in die aktuelle Oberliga-Saison?
Maurice Pluntke: „Ich glaube, dass die Leistungen überwiegend gut waren und wir im jeden Spiel einen Sieg verdient gehabt hätten. Somit ist es natürlich ärgerlich, dass wir drei mal Punkte liegen lassen haben. Auf der anderen Seite haben wir schon gegen vermeintliche Topteams gespielt und noch kein Spiel verloren. Dennoch müssen wir jetzt einfach dran bleiben und Konstanz in unsere Leistungen bzw. Ergebnisse bekommen.“

AM BALL: Welche Schlagzeile würdest du gern am Montag nach dem letzten Spieltag in der Zeitung lesen?
Maurice Pluntke: „Der 1. FC Bocholt feiert den Regionalligaaufstieg ausgelassen am Ballermann. Ich glaub das wäre eine geile Geschichte. Sportlich haben wir die Qualität, um den Aufstieg schaffen zu können und wir haben auch den ein oder anderen in der Truppe, der auch am Ballermann glänzen könnte. Da bin ich mir sicher.“

AM BALL: Vielen Dank für das Interview, Maurice!